Antrag / Anfrage zur Ortsbeiratssitzung am 26. Januar 2022
Im August 2019 hat der Mainzer Stadtrat beschlossen, dass Mainz mehr öffentliche Trinkwasser –
brunnen benötigt und deshalb die Stadtwerke beauftragt, mit zehn solcher Wasserspender in der
Innenstadt zu starten (Antrag 1066/2019 SPD). Grüne und CDU hatten ergänzend beantragt, Wasserspender
auch in anderen Stadtteilen und in der Nähe von öffentlichen Spielplätzen aufzustellen.
Das rheinland-pfälzische Umweltministerum hatte im April 2019 ein Förderprogramm „100 öffentliche
Trinkwasserbrunnen“ aufgelegt, mit dem Kommunen durch einen Festbetrag von 4.000 Euro
pro Brunnen unterstützt werden. Kühles Nass im Sommer in Zeiten des Klimawandels und die Ver –
meidung von Plastikmüll sind die Gründe für die Landesförderung gewesen.
Während die Stadtwerke von Anschaffungs- und Montagekosten solcher Trinkasserbrunnen in Höhe
von mindestens 10.000 Euro sprechen sowie einen jährlichen Aufwand für Pflege, Reinigung und
Wasseranalysen in Höhe von rund 2.000 Euro veranschlagen, gehen beispielsweise die Berliner
Wasserbetriebe von Herstellungskosten (Modell „Kaiser Brunnen“) in Höhe von 2.500 Euro pro Brunnen
(Mitteilung vom August 2020) aus. Die Brunnen seien an die öffentliche Wasserversorgung und
Abwasserentsorgung angeschlossen und würden von der Berliner Bevölkerung wie Gästen sehr
positiv aufgenommen.
Inzwischen ist auch der einzige Trinkwasserbrunnen, den es in der Altstadt (auf dem Rebstockplatz)
bisher gab, abmontiert worden. Neue Versuche mit „weniger störanfälligen Anlagen“ hat es seitdem
nicht mehr gegeben.
Wir fragen deshalb die Verwaltung:
- Haben die Mainzer Netze GmbH als Betreiberin der öffentlichen Trinkwasserversorgung zur Reduktion der von ihnen berechneten Anschaffungs- und Montagekosten einen Förderantrag beim Umweltministerium gestellt? Warum klaffen die von ihnen berechneten Anschaffungskosten mit beispielsweise den von den Berliner Wasserwerken veranschlagten Kosten um ein Vielfaches auseinander?
- Die Mainzer Netze GmbH führt in ihrer Antwort auf die Anfrage 1189/2021 der Grünen hygienische Vorschriften für die Abgabe von Trinkwasser an, deren Einhaltung häufig kontrolliert werden müsse; und diese Verantwortung wolle man nicht übernehmen. Bedeutet dies, dass sich andere ommunen wie Trier oder Kaiserslautern dieser Verantwortung entziehen, indem sie das Förderprogramm des Umweltministeriums in Anspruch genommen und Trinkwasserbrunnen errichtet haben? Wie erklären die Mainzer Netze, dass sie zu einer gänzlich abweichenden Bewertung kommen?
- Ist die von den Mainzer Netze GmbH favorisierte Alternative, öffentlich zugängliches Trinkwasser in öffentlich zugänglichen Einrichtungen oder Gebäuden während der Öffnungszeiten anzubieten, besser zu kontrollieren? Halten sie diese Lösung ernsthaft für bürger- und touristenfreundlich? Welche Alternativen bieten sich an heißen Sommerabenden oder an Wochenenden, wenn diese öffentlichen Einrichtungen geschlossen sind?
- Mit dem Stadtratsbeschluss vom 10.02.2021 hat sich Mainz verschärfte Klimaschutzziele zur Fortschreibung des Masterplans „100% Klimaschutz Mainz“ gesetzt. „Leitungswasser trinken“ ist aktiver Klimaschutz, denn Flaschenwasser führt durch Rohstoffgewinnung, -aufbereitung, -reinigung und Abfüllung, Verpackung und Transport zu erheblichen CO2-Emissionen. Wird es daher im Rahmen der Fortschreibung des Masterplans neue Gespräche und Planungen über mögliche Standorte für Trinkwasserbrunnen in der Altstadt geben?
Schreibe einen Kommentar