Antrag zur Ortsbeiratssitzung am 26. Juli 2022
Hintergrund
Der Jubiläumsbrunnen am Ernst-Ludwig-Platz wurde 1962 eingeweiht anlässlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt Mainz. Seit über 10 Jahren ist er nicht mehr in Betrieb. Vor vier Jahren hieß es in einer Antwort der Stadtverwaltung auf die Anfrage 1364/2018 der CDU: „Der Jubiläumsbrunnen befindet sich in einem nicht mehr verkehrssicheren Zustand. Die Betonbecken sind teils undicht und defekt, die Wassertechnik samt Leitungen ist veraltet und ebenfalls undicht. Eine Reparatur bzw. Instandsetzung ist wirtschaftlich nicht möglich. Alternativ müsste der Brunnen in seiner Gestaltung sowie der kompletten technischen Anlage vollständig neu aufgebaut werden.“ Die damals geschätzten Kosten für einen Neubau in Höhe von 300.000 Euro seien nicht finanzierbar.
Großteile der Bevölkerung sehen den Brunnen kritisch und wünschten sich eine Neugestaltung der gesamten Anlage: mehr Bäume, weniger Versiegelung, weniger Waschbeton, mehr Wasserspielplatz, kurz: mehr Aufenthaltsqualität. Doch laut Allgemeiner Zeitung vom 1. Juli 2022 vertritt die Landesdenkmalpflege die Meinung, dass der Brunnen nach einem Abriss wiederherzustellen sei. „Für den kommenden Doppelhaushalt 2023/24 wurden durch das Grün- und Umweltamt von Dezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) Planungskosten zum Neubau des Brunnes angemeldet.“ Zugleich wird 2023 eine umfassende Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Schlossviertels durchgeführt („Forum Regierungsviertel“ oder besser „Forum Schlossviertel“). Der Ernst-Ludwig-Platz wird hierbei eine zentrale Rolle einnehmen.
Beschluss
- Der Ortsbeirat Altstadt spricht sich dafür aus, dass die Planung für den Neubau des Jubiläumsbrunnens erst nach Abschluss der Bürgerbeteiligung („Forum Schlossviertel“) beginnt.
- Wir wünschen uns weniger Versiegelung auf dem Platz, auch in der direkten Umgebung des Brunnens.
- Bei der Entscheidung über einen Neubau (Rekonstruktion oder Neugestaltung) müssen alle öffentlichen Belange Berücksichtigung finden. Hierbei spielt insbesondere die Sicherheit spielender Kinder eine entscheidende Rolle. Das Entstehen von Dreckecken ist zu vermeiden, Pflege und Reinigung der Anlage müssen leichter werden.
- Aus all diesen Gründen ist auf eine Aufständerung einzelner Brunnenelemente zu verzichten.
- Ebenso empfehlen wir, eine Alternative zum Waschbeton zu finden.
Begründung
Zu 1) Der Stadt Mainz steht es frei, von der Äußerung der Landesdenkmalpflege abzuweichen, wenn andere öffentliche Belange jene des Denkmalschutzes überwiegen. Dies gilt erst recht in Fällen, in denen sich ein Erhalt des Originals nicht gewährleisten lässt. Wir erwarten durch die Bürgerbeteiligung viele gute Anregungen, die vielleicht auch Auswirkungen auf den Brunnen haben könnten und umsetzbar wären. Wenn ein kleiner Teilbereich vor dem großen Ganzen geplant wird, setzt man sich dem Vorwurf einer „Briefmarkenplanung“ aus. Wir möchten nicht, dass Fakten vor der Bürgerbeteiligung geschaffen werden. Dass für die Planung des Brunnens schon jetzt Mittel im Haushalt 2023/24 angemeldet werden, finden wir richtig.
Zu 3 bis 5) Befürworter(innen) des Brunnens verweisen darauf, dass der Brunnen (als er noch funktionstüchtig war) attraktiv für Kinder war. Richtig ist, dass die Altstadt mehr Brunnen und mehr Spielmöglichkeiten braucht. Der Ortsbeirat Altstadt hat schon vielfach Wasserspielplätze angeregt, z. B. am Schloss oder am Ludwig-Lindenschmit-Forum. Zur Kinderfreundlichkeit gehört jedoch zwingend die Unfallvermeidung. Die Aufständerung sowie der Waschbeton mit seinen scharfen Kanten sind unnötige Unfallquellen. Zudem entwickeln sich die Stellen unter den Ständern schnell zu Dreckecken, weil sie kaum zu reinigen sind: Hier liegt Müll aller Art, darunter viele Scherben, und es riecht nach Urin. Der Waschbeton erschwert die Hygiene zusätzlich. Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass der Brunnen heute in Großteilen der Bevölkerung keine Akzeptanz findet. Neben der Gestaltung und Funktionalität sind Reinigung und Pflege die wichtigsten Faktoren, damit Menschen eine Anlage als „schön“ wahrnehmen und sich dort gerne aufhalten. Ein Neubau ist hierfür die Chance.
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