Antrag im Stadtrat am 24. März 2021
Die Stadtverwaltung Mainz ist bereits jetzt eine attraktive Arbeitgeberin. Dies zeigt sich gerade in Krisenzeiten wie diesen. Doch in den kommenden Jahren steht sie – wie die meisten Arbeitgeber*innen in ganz Deutschland – vor großen personellen Herausforderungen: Die geburtenstarken Jahrgänge (Babyboomer) gehen in den Ruhestand und die Suche nach Fachkräften wird noch einmal schwieriger. Hinzu kommen für die Stadt zwei weitere Tendenzen: Die Mainzer Bevölkerung wächst weit überdurchschnittlich, und es wachsen die Aufgaben der Kommunen.
Der große Personalbedarf macht sich schon jetzt in mehreren Bereichen der Stadtverwaltung bemerkbar. Hier ragt der Bereich der Kindertagesstätten besonders heraus: Die Zahl der Kita-Plätze in Mainz ist in den vergangenen zehn Jahren um fast 40 Prozent gestiegen und dementsprechend auch der Bedarf an pädagogischen Fachkräften.
Die Personalabteilung hat bereits in den letzten Jahren vielfältige Konzepte und Maßnahmen entwickelt, um Fachkräfte zu gewinnen, auszubilden und zu fördern. Wir nehmen dabei wahr und begrüßen, dass Personalvertretung und Verwaltung eng und gut zusammenarbeiten. Auch die Azubi-Offensive soll gemeinsam mit dem Personalrat diskutiert, umgesetzt und weiterentwickelt werden.
Der Stadtrat möge beschließen:
Wir möchten ausreichend Fachkräfte für die Stadtverwaltung Mainz gewinnen, um jetzt und zukünftig die Bewältigung kommunaler Aufgaben qualifiziert sicherzustellen. Insbesondere möchten wir mehr Erzieher*innen für die Mainzer Kitas gewinnen. Dies gelingt umfassend und dauerhaft nur, wenn wir mehr Menschen für eine Erzieher*innenausbildung begeistern können. Diese Ausbildung hat die Besonderheit, dass sie einerseits zu den langjährigsten Ausbildungsgängen in Deutschland gehört und andererseits – vom Anerkennungsjahr und von der Teilzeit-Ausbildung abgesehen – nicht vergütet wird, weil sie in der Schule stattfindet.
Um die Attraktivität der Ausbildungsberufe zu steigern und die Azubis frühzeitig an die Stadt Mainz als Arbeitgeberin zu binden, wollen wir eine Offensive starten. Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, inwieweit folgende Elemente für ein Förderprogramm „Azubi-Offensive“ umgesetzt werden können:
- Das Förderprogramm soll bieten:
- ein kostenloses Jobticket, möglichst unter Einbeziehung des Umlands
- die sofortige Vermittlung eines Kitaplatzes für Kinder von Auszubildenden
- die Vermittlung günstigen Wohnraums z. B. in Azubi-Wohngemeinschaften oder in Wohnheimen
- zusätzliche Angebote wie Coaching, Fortbildungen und Netzwerktreffen
- weitere Maßnahmen zur Stärkung der Identifikation mit der Stadt als Arbeitgeberin (z. B. Ausbau des jährlichen Azubi-Fests durch Einbeziehung aller Azubis – auch der Erzieher*innen)
- In das Förderprogramm können alle Auszubildenden der Stadtverwaltung Mainz aufgenommen werden – unabhängig vom Ausbildungsberuf, Ausbildungsjahr oder Ausbildungstyp (Vollzeit oder Teilzeit).
- Das Förderprogramm soll insbesondere auch für Fachschüler*innen z. B. zur/zum Erzieher*in möglich sein, wenn diese sich verpflichten, nach Abschluss der Ausbildung drei Jahre in einer Mainzer Einrichtung (städtisch oder freier Träger) tätig zu werden. Sie erhalten dazu einen garantierten Platz für das Anerkennungsjahr.
- Die Stadt Mainz wird sich bei den Trägern der Berufsbildenden Schulen und der Aufsichtsbehörde (ADD) dafür einsetzen, dass ausreichend Ausbildungskapazitäten in den Mainzer Berufsbildenden Schulen zur Verfügung stehen. Insbesondere sollen hier die Kapazitäten für Erzieher*innen erhöht werden.
- Mainz braucht ein weiteres Azubiwohnheim – nicht nur, aber auch für die Azubis der Stadtverwaltung. Hier ist es notwendig, auf flexible Raumkonzepte zu setzen, die zukünftige Anpassungen an wechselnde gesellschaftliche Bedürfnisse ermöglichen. Die Verwaltung wird daher gebeten, zu prüfen, wo und mit welchen Partner*innen ein Azubiwohnheim und/oder Azubiwohngemeinschaften realisiert werden könnten.