Neubau Bischofsplatz / Portal Ignazgässchen

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Antrag zur Ortsbeiratssitzung am 7. September 2022

Hintergrund

Das 1969 errichtete Wohn- und Geschäftsgebäude an der Ecke Bischofsplatz 12 / Fuststraße 2 ist in den letzten Wochen abgerissen worden. Hier stand zuvor das 1765 errichtete „Haus zum Stecklen­berg“, das 1942 durch eine Bombe erheblich beschädigt worden war. Über 70 Jahre war es Sitz der bekannten Mainzer Familie Bamberger. Deren letzte Bewohnerin, Berta Bamberger, wurde 1939  wegen ihrer jüdischen Herkunft gezwungen, das Haus zu verlassen. Sie nahm sich am 11. September 1942 das Leben, um der bevorstehenden Deportation ins Konzen­trations­lager zu entgehen.

Vom Haus zum Stecklenberg ist noch ein Gebäudeteil erhalten – und zwar ein ganz besonderes: der Rokoko-Portalrahmen aus Rotsandstein, der den Haupteingang prächtig verzierte. Er befindet sich heute im Ignazgässchen und begrenzt das Gelände des einstigen Kirchhofs von Sankt Ignaz.

Beschluss

  1. Der Ortsbeirat spricht sich dafür aus, am Neubau Bischofsplatz 12 / Fuststraße 2 zusätzlich zum da­vor befindlichen „Stolperstein“ eine Informationstafel der Reihe „Historisches Mainz“ anzu­bringen. Sie soll u. a. auf das Schicksal der früheren Eigentümerin und Bewohnerin Berta Bamber­ger hinweisen.
  2. Die Verwaltung wird gebeten, mit den Investoren des Neubaus Gespräche zu führen mit dem Ziel, die dringend notwendige Restaurierung des historischen Portalrahmens zu finanzieren. Sofern keine Integration des Portalrahmens in den Neubau erwogen wird, wäre es wünschenswert, neben Stankt Ignaz ebenfalls eine Informationstafel zu errichten, um über dessen bewegte Ge­schich­te zu informieren.
  3. Die kleine Grünfläche vor Bischofsplatz 12 ist nach Fertigstellung des Neubaus bitte wieder­her­zu­stellen, der Baum ist während der Arbeiten zu schützen und der Brunnen möge anschließend wieder reaktiviert werden.

Begründung

  1. Der Neubau gibt Anlass für eine Beschilderung, die die stadtgeschichtliche Bedeutung des An­wesens vor Ort darlegt, sowohl hinsichtlich der Eigentümerfamilie als auch der Baugeschichte.
  2. Die Verwitterungsschäden nehmen an diesem Bauzeugnis in bedenklicher Weise zu. Es wäre kaum zu verantworten, mit einer Restaurierung zu warten.
  3. Bäume, Brunnen und Bänke sind unverzichtbar für die Lebensqualität unserer Altstadt.

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