Benennung des neuen Platzes zwischen RGZM und Neutorschule in „Lindenschmit Forum“

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Antrag im Ortsbeirat am 10. März

Mit dem Neubau des RGZM (Römisch-Germanisches Zentralmuseum) entsteht am Südeingang zur Altstadt ein öffentlicher Platz. Wir Altstädterinnen und Altstädter freuen uns sehr über diese Entwicklung. Sie ist eine große Chance für das Institut mit seinen Museen und dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ein Gewinn für ganz Mainz und unsere Gäste.

Der neue Platz braucht einen Namen. Für die Benennung von öffentlichen Orten haben die Ortsbeiräte ein Vorschlagsrecht. Bereits auf seiner letzten Sitzung am 27. Januar 2021 hat der Ortsbeirat Altstadt einstimmig beschlossen: „Die Chance auf ein stimmiges „Gesamtkunstwerk“ soll genutzt werden. Daher soll der Name des neuen Platzes einen Bezug zur inhaltlichen Arbeit des RGZM besitzen.“ (Antrag 0108/2021 (SPD) „RGZM und Neutorschule“) – Nach Einbeziehung von Expert(inn)en* fand eine gemeinsame Beratung der Fraktionen statt, die zu diesem Antrag geführt hat.

Beschluss:

Der Ortsbeirat Mainz-Altstadt spricht sich dafür aus, den neuen Platz zwischen RGZM und Neutorschule nach dem Gründer und langjährigen Leiter des RGZM, Ludwig Lindenschmit, zu benennen: Der Platz soll „Lindenschmit Forum“ heißen. Er soll das RGZM, das Museum für Antike Schifffahrt sowie die Neutorschule (künftig mit Kindertagesstätte, Schulmuseum und Vereinsheim) umfassen.

Begründung:

Ludwig Lindenschmit, geboren 1809 in Mainz, gestorben 1893 in Mainz, hatte in München Malerei studiert und war Kunsterzieher am Mainzer Gymnasium. Neben seiner beruflichen Tätigkeit entwarf er u. a. das Gutenbergdenkmal am Gutenbergplatz.

1844 war er Mitbegründer des Mainzer Altertumsvereins. Als dessen langjähriger Vorsitzender sammelte und archivierte Lindenschmit Funde aus ganz Europa, die im Mainzer Schloss aufbewahrt wurden. Als bei Selzen ein „alterthümliches“ Gräberfeld entdeckt wurde, untersuchte Lindenschmit gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm die Grabstätten mit großer Sorgfalt und hielt einige der geöffneten Gräber in hervorragenden Bildern fest. Anhand von Münzfunden konnte Lindenschmit diese der Völkerwanderungszeit und damit den Merowingern, einem fränkischen Königsgeschlecht, zuordnen. Mit dieser vielbeachteten Arbeit wurde Lindenschmit in Archäologenkreisen bekannt.

Mit dem 1852 gegründeten Gesamtdeutschen Geschichts- und Altertumsverein initiierte er die Gründung des „Mainzer Römisch Germanischen Centralmuseums“ und gleichzeitig die des Nürnberger „Germanischen Nationalmuseums“. Unter großen finanziellen Schwierigkeiten baute Lindenschmit das Mainzer Museum zu einem deutschlandweit beachteten Forschungsinstitut aus.

Nach der Reichsgründung bekam Lindenschmit ab 1872 jährliche Zuwendungen aus Berlin, sodass er sich von da an ausschließlich der Weiterentwicklung des Museums widmen konnte. Um vergleichende Studien betreiben zu können, ließ Lindenschmit eine bedeutende Sammlung von Kopien, Originalen und bedeutenden Funden aus ganz Europa anlegen. Er gab wichtige Standardwerke der Archäologie seiner Zeit und eigene Schriften heraus und wurde zum Begründer der Archäologischen Forschung der Merowingerzeit. Unter seiner Leitung wurde das heutige RGZM zu einem renommierten Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte. Lindenschmit leitete es bis zu seinem Tod.

Das Forum war ein Platz, Marktplatz, Versammlungsort. Ein Beispiel: das „Forum Romanum“ in Rom. Im übertragenen Sinn wird Forum gleichbedeutend für Versammlung, Konvent, Symposium verwandt. Heute ist Forum auch ein Begriff für virtuelle Treffen: Internetforum, Debattenforum.

Am Lindenschmit Forum treffen künftig vielfältige Bildungseinrichtungen aufeinander: von der Kita über drei Museen bis zum Forschungsinstitut. Der Platz soll einladen zum Austausch und zur Begegnung. Der lateinische Begriff „Forum“ soll zudem an die römische Geschichte des Orts erinnern.

Den Antrag der SPD, das Abstimmungsergebnis und eventuelle Stellungnahmen finden Sie im Bürgerinformationssystem auf mainz.de. (Dort rechts auf das PDF-Dokument drücken.)