Gemeinsame Sitzung des Haupt- und Personalausschusses, des Bau- und Sanierungsausschusses und des Ortsbeirats Mainz-Altstadt am 22. November 2017 zur Rathaussanierung
Im Namen der SPD-Ortsbeiratsfraktion erklärte Andreas Behringer, Mitglied des Mainzer Stadtrats und des Ortsbeirats Altstadt:
Wir sind entschieden für die Sanierung unseres Rathauses. Alle mehr oder weniger ernsthaften Alternativen, die kursieren, hießen letztlich: Mainz hätte künftig gar kein Rathaus mehr.
Bei dieser Frage geht es weniger um Architektur oder Ästhetik. Es geht um das Selbstbewusstsein der Bürgerschaft. Ein Rathaus ist das Stein gewordene Symbol für eine demokratische Kommune. Gerade in Zeiten, in denen Demokratie von radikalen Kräften massiv in Frage gestelt wird, brauchen wir wahrnehmbare Orte, in denen Demokratie stattfindet.
Klar können wir statt eines Rathauses auch anonyme Büroflächen über die Stadt verteilt anmieten und/oder ankaufen. Doch eine Stadt ohne Rathaus ist ein Schritt weg vom Repräsentieren der Bürgerschaft, hin zum Administrieren der Einwohner.
Mainz hatte 500 Jahre lang kein Rathaus, vor allem weil es unter der Knute des Fürstbischofs stand. Daher haben wir keine alt-ehrwürdigen Rathäuser wie Wien, Hamburg oder München. Wir haben ein modernes Rathaus von einem dänischen Stararchitekten und Stardesigner. Dieses Rathaus ist unzweifelhalf ein Gesamtkunstwerk, ein Unikat, das es weltweit kein zweites Mal gibt. Daher ist es echt meenzerisch. Wer käme auf die Idee, dass wir künftig die typisch Mainzer Rotsandstein-Gebäude nicht mehr sanierten, nur weil uns die Farbe oder Form nicht mehr gefiele?
Wenn das Rathaus aufgegeben würde, was passierte mit dem Gebäude? Man muss es klar aussprechen: Für eine privatwirtschaftliche Nutzung eignet es sich nicht. Wer an den weißen Ritter glaubt, der unser Rathaus kauft und Millionen investiert, macht sich und der Bevölkerung etwas vor. Wir hätten ein leeres Rathausgebäude, das für Jedermann sichtbar verrotten würde. Wie wäre das zu bewerten? Als Vorbote oder Sinnbild für eine Bürgerschaft, die es nicht mehr so wichtig findet, in ihre demokratische Selbstverwaltung zu investieren? Es wäre eine Peinlichkeit nationaler und internationaler Dimension.
Wir sind für die Sanierung. Denn gerade in Zeiten niedrigster Zinsen investiert derzeit jeder Eigentümer in seine Immobilie. Selbstverständlich sollte das der Staat auch tun. Niedrigzinsen und Rekordeinnahmen. Wann, wenn nicht jetzt sollte der Staat in sein Eigentum investieren?
Jetzt weitere innerstädtische Immobilien zu kaufen oder gar zu mieten, ist langfristig ineffizient und unrentabel. Bereits jetzt haben wir mit Rathaus, Zitadelle und Stadthaus drei Standorte für Politik und Verwaltung. Eine Aufteilung auf fünf oder mehr Standorte wäre eine Zersplitterung, die der Zusammenarbeit schadet, den Bürger verwirrt und zu Kosten und Ineffizienz führt.
Daher hoffen wir sehr, dass wir Mainzerinnen und Mainzer uns für eine Sanierung unseres Rathauses aussprechen: für die Vernunft, für den Bürgerstolz, für ein Mainzer Original!
Schreibe einen Kommentar