Das Mainzer Schloss (einschließlich der Martinsburg) hatte eine herausragende nationale Bedeutung: Es war die Residenz des Mainzer Kurfürsten, der Jahrhunderte lang als Erzkanzler des Deutschen Reichs fungierte und von Amts wegen der ranghöchste Reichsfürst war.
Trotz dieses historischen Rangs wird das Mainzer Schloss im Reigen der deutschen Schlösser heute nur noch untergeordnet wahrgenommen. Dagegen genießen insbesondere Schlösser, die sich durch attraktive Parkanlagen in Szene setzen können, eine außerordentliche (auch touristische) Aufmerksamkeit. Neben Paradebeispielen wie Schwetzingen, Brühl und Kassel haben es z. B. Karlsruhe und zuletzt Koblenz geschafft, durch eine Wiederherstellung bzw. Ausweitung ihrer Schlossgärten die nationale Bekanntheit und touristische Attraktivität ihrer Schlösser deutlich zu steigern.
Auch das Mainzer Schloss verfügte über einen Schlossgarten. Dort, wo heute Parkplatz, Laborgebäude und Rasenfläche vorherrschen und kein gestalterisches Konzept erkennbar ist, spross einst höfische Gartenpracht. Der Auszug des Museums schafft künftig nicht nur Platz im Schloss, sondern auch in dessen Umgebung. Es entsteht die Chance, das Schloss um einen Park/Garten zu bereichern. Dies wäre ein großer Gewinn für die Bevölkerung in der an Grünflächen armen Altstadt. Und es wäre eine deutliche Attraktivitätssteigerung für das Schloss selbst, für Tagungsgäste wie Tourist(inn)en.
Der Ortsbeirat Altstadt empfiehlt daher der Verwaltung folgende Festlegungen:
1. Im Rahmen der künftigen Platzgestaltung genießt die Freistellung des Schlosses oberste Priorität. Der Sichtbezug des Dreieckes Schloss / Peterskirche / Landtag ist unbedingt einzuhalten. Das Laborgebäude ist ersatzlos abzureißen. Es ist zu prüfen, wie der Parkplatz entfallen kann.
2. Die Fläche zwischen Schloss, Großer Bleiche, Kaiser-Friedrich-Straße und Diether-von-Isenburg-Straße bedarf eines gestalterischen Neuanfangs. Hierfür ist ein Grünkonzept zu entwickeln, das Varianten aufzeigt, darunter ein historischer Schlossgarten. Die Bürgerschaft ist zu beteiligen.
3. Ein eventueller Hotelbau darf das Schloss nicht beeinträchtigen und hat sich daher hinsichtlich Standort und Dimension anzupassen. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung aus dem Jahr 2009 („Forum Regierungsviertel“) sind ebenso einzuhalten wie die vorgenannten Punkte.
4. Um eine optische Beeinträchtigung beurteilen zu können, sind geeignete Visualisierungen der möglichen Hotel-Baumassen notwendig.
Der Ortsbeirat Altstadt bittet daher zudem die Verwaltung:
Der Ist-Zustand sowie die Hotelvarianten 0, 1 und 2 sind durch Visualisierungen in der Menschenperspektive (nicht: Vogelperspektive wie in der Machbarkeitsstudie) aus folgenden Richtungen zu veranschaulichen:
– von der Peterskirche (Hauptportal) in Richtung Schloss
– vom Dativius-Victor-Bogen in Richtung Peterskirche
– von der Jupitersäule in Richtung Kaiser-Friedrich-Straße
– von der Ecke Ernst-Ludwig-Straße / Diether-von-Isenburg-Straße in Richtung Schloss
– vom Schlosshof in Richtung Ernst-Ludwig-Platz
– vom Schloss (Diether-von-Isenburg-Flügel, 2.OG) in Richtung Peterskirche
Jürgen Hoffmann, Sprecher SPD-Fraktion
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