Die zivile Seenotrettung auf dem Mittelmeer erfolgte lange Zeit weitgehend unbeachtet von der deutschen Öffentlichkeit. Unzählige Ehrenamtliche engagierten sich mit hohem persönlichem Einsatz, um in Seenot geratene Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Nicht zuletzt seit dem Regierungswechsel in Italien und dem damit einhergegangenen Kurswechsel in der dortigen Flüchtlingspolitik ist das Wirken ziviler Seenotrettungsorganisationen jedoch mit immer größeren Risiken behaftet. Exemplarisch hierfür stehen die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den Kapitän des Rettungsschiffs „Lifeline“, Claus-Peter Reisch.
„Der jüngste Lagebericht des UNHCR ist erschreckend. Bei der Überquerung des Mittelmeers sind in diesem Jahr bereits mehr als 1.500 Menschen ums Leben gekommen, davon über 850 im Juni und Juli dieses Jahres – und die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Hanaa El Idrissi-Wenzel, Vorsitzende des SPDOrtsvereins Mainz-Altstadt. „Dass die Zahl der Todesfälle steigt, obwohl die Gesamtzahl der über das Mittelmeer nach Europa kommenden Menschen deutlich sinkt, sollte uns alarmieren. Ein Zusammenhang mit dem Behindern der Arbeit ziviler Seenotrettungsorganisationen liegt auf der Hand“, so El Idrissi-Wenzel weiter.
Die Altstadt-SPD nimmt dies zum Anlass, um über die gesamteuropäische Flüchtlingspolitik im Allgemeinen und die Rolle der zivilen Seenotrettung im Besonderen zu diskutieren. Hierzu findet am 15. August 2018 eine öffentliche Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Europa am Scheideweg: Lassen wir unsere Humanität im Mittelmeer ertrinken?“ statt. Zunächst wird Stefen Seyfert, Vorstandsmitglied der Rettungsorganisation RESQSHIP e.V., über die persönlichen Erfahrungen von seinem Einsatz auf dem Rettungsschiff „Sea Watch“ berichten. Im Anschluss daran wird es unter der Moderation von Ilona Mende-Daum eine offene Diskussion geben. Hieran werden sich unter anderem Corinne Herbst, Kandidatin der SPD Mainz für die Europawahl im kommenden Jahr, und Pfarrer Peter Oldenbruch von der Pfarrstelle für Flüchtlingsarbeit in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) beteiligen.
„Unser Ziel ist es, mit vielen Mainzerinnen und Mainzern eine sachliche und ehrliche Debatte zu führen. Es mag verschiedene Ansichten geben, welchen Kurs Europa in der Flüchtlingspolitik einschlagen sollte“, so Guido El Idrissi-Wenzel, stellvertretender Vorsitzender der Altstadt-SPD. „In den vergangenen Wochen und Monaten konnte man jedoch den Eindruck gewinnen, dass das Ertrinkenlassen von Flüchtlingen für manchen eine Option geworden ist. Dies dürfen wir nicht zulassen. Die Europäische Union basiert auf Werten, die nicht verhandelbar sind: Humanität ist einer davon.“
Die Veranstaltung findet am 15. August im Erbacher Hof statt und beginnt um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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