Die Einbindung der Bürgerschaft in die Diskussion um die Zukunft des Mainzer Rathauses war richtig. Drei Jahre nach Start der Bürgerbeteiligung wissen wir: Die große Mehrheit derer, die sich beteiligt haben, ist für eine Sanierung und gegen eine Umnutzung oder gar einen Abriss.
Ein Rathaus ist der Ort, an dem das Zusammenleben einer Stadtgemeinschaft geregelt wird. Daher gehört es ins Herz der Stadt, an prominente Stelle. Der Standort des Mainzer Rathauses bleibt richtig. Bedeutende Architektur hat auch ihre Kritiker. Doch unbestritten handelt es sich um eine markante, einzigartige und in sich schlüssige Architektur, die unser Stadtbild seit 42 Jahren prägt und Teil der außergewöhnlichen Geschichte unserer Heimatstadt geworden ist.
Generell sind heute Gebäude der 1960er und 1970er Jahre umstritten (z. B. auch die Ludwigsstraßen-Pavillons oder das Allianz-Haus). Wer den ausnahmslosen Abriss der markanten Zeugnisse einer vergangenen Epoche fordert, würde künftigen Generationen unwiderbringlich die Chance rauben, diese Baukultur zu erleben und selbst zu bewerten. Eine solche Geschichtsvergessenheit würde nicht zu einer Stadt passen, die zurecht stolz ist auf ihr reichhaltiges Erbe. Zudem stünde eine Zerstörung des gewachsenen Stadtbildes für ökologische und ökonomische Verschwendung.
Die nun vorgelegte Machbarkeitsstudie „Kurfürstliches Schloss Mainz“ samt der „Potentialanalyse Mainzer Rathaus“ legt zudem überzeugend dar, dass ein Umbau des Rathauses in ein Hotel nicht wirtschaftlich wäre. Ferner zeigt sie, dass das Schloss schon allein wegen baulicher Gegebenheiten als Rathaus ungeeignet wäre, weil es nur einen Bruchteil der Funktionen sinnvoll unterbringen könnte und durch einen Neubau ergänzt werden müsste. Dieser zusätzliche Standort wäre nicht nur im Bau kostspielig, sondern auch im laufenden Betrieb.
Der Ortsbeirat Altstadt sieht jetzt den Zeitpunkt für eine Entscheidung gekommen. Aufgrund der vorliegenden Fakten empfiehlt er dem Stadtrat:
1. Das Rathaus soll unser Rathaus bleiben.
2. Das Schloss ist als Rathaus ungeeignet. Es soll Veranstaltungsstätte bleiben.
3. Die Sanierung des Rathauses ist nun einzuleiten. Als öffentliches Eigentum ist es dauerhaft zu pflegen.
4. Ein Kostendeckel soll die Maßnahmen auf unverzichtbare Eingriffe begrenzen.
5. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung bezüglich der Gestaltung des Jockel-Fuchs-Platzes sind wiederaufzurufen, sobald die Sanierung der Tiefgarage ansteht.
Jürgen Hoffmann, Sprecher SPD-Fraktion
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